Spanien-Portugal-Rundreise: Zurück in Madrid

Es ist ein seltsames Gefühl zurück in Madrid zu sein. Hier hat vor drei Wochen alles begonnen. Ich kann zu meiner Schwester sagen „Diese Baustelle war das letzte Mal noch kleiner“. Ich kann sagen „Ich möchte dir unbedingt den Königlichen Palast zeigen, der Sonnenuntergang dort ist total schön.“. Ich wüsste jetzt, wie man von hier nach Salamanca kommt und die ganze Tour noch einmal macht. Ich weiß, in welchen Unterkünften man sich entspannen kann und welche Unterkunft ich nicht noch einmal buchen würde. Ich weiß, welche Städte mir besonders gut gefallen haben und welche Sehenswürdigkeiten ich noch besichtigen möchte. Ich weiß, in welchen Städten ich ein bisschen länger verweilen würde.

Meine Schwester und ich machen uns noch ein paar sehr entspannte Urlaubstage in Madrid.

Wir wohnen im Hostal Santillan, direkt an der Gran Via. Es gibt einen verschnörkelten Aufzug, der einen in den achten Stock bringt. Wir haben so eine tolle Aussicht von hier oben!

Man muss natürlich dazu sagen, dass die Gran Via ihren Namen nicht umsonst hat und hier rund um die Uhr etwas los ist. Wer ein bisschen Lärm-empfindlich ist sollte entweder Ohrstöpsel dabei haben oder sich vielleicht lieber woanders eine Unterkunft suchen. Aber der Ausblick ist atemberaubend und als Startpunkt für Stadtbesichtigungen ist diese Unterkunft auch ziemlich perfekt.

Wir kundschaften ein Café in der Nähe aus, in der wir in den folgenden Tagen immer frühstücken. Es ist die Panaderia Granier in der Calle de San Bernado. Sie haben die besten fruchtigsten Smoothies, die ich je getrunken habe und die sie einem frisch mixen. Ihre Toasts und der Café con leche schmecken auch sehr gut, außerdem sind die Bedienungen trotz morgendlicher Betriebsamkeit super nett.

Unser erstes Highlight in Madrid ist das Musical „Billy Elliot“. Der Kassierer warnt uns, dass das Musical auf Spanisch ist. Das kümmert uns eher wenig, bei einem Musical singen sie schließlich einen großen Teil der Zeit.

Das Musical ist wundervoll gemacht. Es geht um einen kleinen Jungen, der in einem Dorf aufwächst, in dem gerade die meisten Erwachsenen streiken. Er soll eigentlich boxen lernen, gerät aber durch Zufall in einen Ballet-Unterricht und entdeckt seine Leidenschaft zum Tanzen.

Obwohl es auf Spanisch ist, verstehen wir (bis auf die genauen Hintergründe des Streiks) erstaunlich viel. Mich fasziniert dieses Musical aus mehreren Gründen. Zum einen ist der Hauptdarsteller noch sehr jung, maximal 14, schätze ich. Und trotzdem tanzt und singt der Junge ein ganzes Musical! Zum Anderen hat dieses Musical auch etwas mit Toleranz zu tun. Toleranz gegenüber Anders-Sein. Toleranz gegenüber Homosexualität. Und dann gibt es eine Szene, in welcher der junge Billy Elliot mit einem erwachsenen Ballet-Tänzer tanzt. Und dieser Tänzer tanzt SO gut!

Am nächsten Morgen geraten wir auf dem Platz „Puerta del Sol“ zufällig in ein Kulturfest des örtlichen Radios und sehen wieder eine Gruppe unglaublich begabter Kinder tanzen und singen. Werden die Madrider Kinder hier mit Talent geboren? 🙂

Ich habe noch ein paar Essens-Empfehlungen. „La Huerta de Almeria“ in der Calle Corredera Baja de San Pablo ist ein tolles Restaurant mit vegetarischen und veganen Gerichten. Ich habe dort einen total verrückt klingenden Salat probiert, den ich mir so nie zu Hause gemacht hätte, der aber richtig gut geschmeckt hat. Auch die Wraps und der Hummus-Dip sind sehr lecker.

Für größere Genießer gibt es an der Gran Via eine „Mad Waffle“ Filiale. Ich habe eine Schokowaffel probiert, in der eine Kugel Erdbeereis lagerte, überträufelt mit Nutella und belegt mit sauren Gummibärchen und Popcorn. Sooo lecker!

Auch eine Kette, die ich in Deutschland bisher nicht gesehen habe ist Cereal Hunters.

Wir nutzen den Sonntag für einen Spaziergang durch den Retiro Park. Es ist faszinierend, wir sehen so viele sportliche Menschen! Jogger, Inline-Skater, Radfahrer. Wir beobachten Pärchen, die über den See rudern und lauschen dabei einem Musiker am Rand des Sees.

Auf den Wiesen des Parks machen Gruppen zusammen Yoga oder Qi Gong. Wir sehen zwei Männer, die zusammen Box-Kombinationen trainieren und einen der aussieht, als würde er Martial Arts trainieren.

Der Park ist trotzdem nicht überlaufen, wir finden einen schönen Schattenplatz auf einer Bank und ruhen uns dort ein wenig aus. Als wir weitergehen entdeckt meine Schwester ein Baby-Kätzchen. Und dann noch eine Katze. Es gibt eine ganze Katzen-Wiese, auf der die Katzen uns hinter der Busch-Begrenzung misstrauisch beäugen, jederzeit bereit, zu verschwinden. Sie sehen so süß aus!

An unserem letzten Tag laufen wir zum „Templo de Debod“, der auch sehr interessant aussieht.

In dem hübschen Park drum herum sehen wir ein paar Kunst-Studenten, die gerade am Zeichnen sind.

Was ich auf der Reise gelernt habe

Als Kind mochte ich üben nicht. Angefangen bei Blockflöte üben (ich war dafür eine fantastische Blattspielerin ^^) bis zu Mathe (ja, man muss den Kram üben bis man ihn kann).

Durch die Reise habe ich begriffen, dass Üben etwas fantastisches ist. Wiederholung im Allgemeinen. Je öfter man eine bestimmte Situation erlebt, desto besser kann man damit umgehen.

Vor fünf Jahren war Bahnfahren für mich der Horror. Immer wenn ich mit der Bahn gefahren bin war ich angespannt und immer ging irgendwas schief. Zwischenzeitlich war ich überzeugt davon, dass mich der Berliner Hauptbahnhof hasst.

Dann habe ich mich daran gewöhnt. Habe angefangen mich zu freuen, wenn die Bahnfahrt einfach mal gut gelaufen ist.

Ich habe eine Zeit lang versucht, so vielen möglicherweise problematischen Situationen wie möglich aus dem Weg zu gehen. Zu versuchen mein Leben Problem- und Stressfrei zu halten.

Auf der Reise habe ich begriffen: es liegt nicht in meiner Hand. Ich kann alles so toll wie möglich planen, es können immer Dinge passieren, die niemand gewollt hat und die unangenehm sind.

Es gibt diesen Spruch, dass man Lernen soll im Regen zu tanzen. Ich habe den Spruch erst auf der Reise wirklich begriffen.

Ich habe während der Reise so oft Situationen geübt, die unangenehm waren, dass ich mich jetzt vielleicht nicht freue, wenn eine weitere dieser Situationen auftritt, aber mein Stresslevel wesentlich geringer ist, weil ich damit umgehen kann. Ich habe es durch üben gelernt. Und das ist ein sehr befreiendes Gefühl.

Ich habe während der Zeit hier noch einen Küchenkalenderspruch gelesen : Behind fear lies freedom.

Auch den habe ich jetzt verstanden. In meiner Angst vor unangenehmen Situationen habe ich versucht ihnen aus dem Weg zu gehen und mich dabei selbst eingeschränkt. Inzwischen seufze ich, sage mir innerlich „Es ist alles Übung“ und beginne freundlich nachzufragen, wie man mit zwei Kaffees und zwei Marmeladentoasts auf eine 41€ Rechnung kommt (es war die falsche).

Und zu guter Letzt beginne ich zu verstehen, warum die Buddhisten so sehr darauf beharren, dass man selber meditieren muss und die „Weisheit“ nicht weiter gegeben bekommt. Weil du sie gesagt bekommen kannst und trotzdem nicht richtig VERSTEHST. Diese ganzen Sprüche wie der mit dem Tanzen im Regen kenne ich schon eine ganze Weile. Nur bisher dachte ich, dass das einfacher gesagt als getan ist.

Mir war auch bewusst, dass es gut ist, sich mit Situationen zu konfrontieren, vor denen man Angst hat, weil dadurch die Angst mit jedem Mal abnimmt. Gemeint ist sowas wie Angst davor mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder Angst vor öffentlichen Plätzen oder auch Angst davor neue Menschen kennen zu lernen.

Aber mir war in dem Moment nicht klar, dass ich ebenfalls so eine Angst besitze. Die Angst vor unangenehmen Situationen.

Es stimmt, dass man sich auf so einer langen Reise verändert. Man gewinnt Selbstvertrauen und ein bisschen Gelassenheit. Aber man beginnt auch ein paar Dinge für sich selbst zu begreifen.

Klimawandel habe ich bisher immer als etwas Positives (für meine persönliche Situation) gesehen, weil es dadurch in Deutschland vielleicht ein bisschen wärmer wird. Wenn man allerdings mit dem Flugzeug über das braun-gelbe sehr trockene Spanien fliegt, in Portugal an ein paar Feuern in der wilden Natur vorbei fährt und in Madrid des öfteren dem Schild „Madrid needs more Water“ begegnet mit der Bitte, wo möglich Wasser zu sparen. Und wenn man vom Nationalparkführer erklärt bekommt, dass es schlecht ist, wenn im Naturschutzgebiet illegal Erdbeeren angebaut werden, weil dadurch den anderen Pflanzen Wasser fehlt und diese sterben. Dann bekommt man plötzlich einen ganz anderen Blick auf Wärme. Und beginnt das satte, „langweilige“ Grün, das einem in ganz Deutschland begegnet plötzlich zu schätzen. Und man beginnt darüber nachzudenken, dass es schön wäre, wenn man es bewahren könnte.

Nach der Reise fühle ich mich außerdem so richtig fit und gesund von dem ganzen Rumlaufen und bin motiviert, diesen Zustand zu erhalten.

Wir haben abgesehen davon viele Essens-Anregungen bekommen. Tostada mit Tomatensoße ist mein neues Lieblings-Fast-Food, das man so einfach nachkochen und sich zu Hause ebenfalls jeden Morgen zum Frühstück machen kann. Genauso wie die Smoothies. Man nehme eine Banane, drei bis vier gefrorene Erdbeeren, fünf bis sechs gefrorene Mangostücke und etwas Wasser und püriere das Ganze: Smoothie. 🙂 So simpel, vergleichsweise so gesund und so lecker. Und diesen verrückten Salat aus dem vegetarischen Restaurant habe ich auch schon nachgekocht.

Ich habe die Reise genossen und ich hoffe, ich konnte euch ein paar der vielen Eindrücke weitergeben.

Viele liebe Grüße,

Katharina

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